Wintersonnenwende und die Thomasnacht
Die Rauhnächte
Der 21. Dezember ist der Gedenktag des ungläubigen Thomas, einem der 12 Apostel Jesu. Man spricht vom Thomastag oder auch der Thomasnacht.
Die Geschichte vom "ungläubigen Thomas" besagt, dass der Apostel das Wunder der Auferstehung Christi einfach nicht glauben konnte. Erst, als Christus vor ihm erschien, gelang es ihm, seine Zweifel abzulegen. Dem Apostel Thomas, der am längsten in der "Nacht des Zweifels" weilte, wurde somit die längste Nacht des Jahres als Feiertag zugewiesen.
Gleichzeitig ist dies auch der Tag der Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres und vielerorts der Beginn der Rauhnächte. Die Wintersonnenwende, bei unseren Vorfahren Modranecht, ist die Wiedergeburt des Lichts. Von nun an nimmt das Licht stetig zu, die Tage werden länger, die Nächte kürzer. Dieser Tag steht somit auch für den Neubeginn allen Lebens.
Doch mit diesem Tag kehrt Stille ein. Wir befinden uns nun in den Rauhnächten, der Zeit zwischen den Jahren. Man vermutet, dass die Rauhnächte auf den germanischen Mondkalender zurückzuführen sind. Ein Mondjahr umfasst 354 Tage, ein Sonnenjahr 365 bzw. 366 Tage. So entstand wohl auch der Begriff „zwischen den Jahren“. Die Rauhnächte sind von jeher magische Tage – es heißt, dass an diesen Tagen die Kräfte der Natur außer Kraft gesetzt sind und die Tore zu einer anderen Welt offen stehen.
Es gab – und gibt - viele Bräuche und Rituale für diese Tage, die uns auf das neue Jahr vorbereiten und alles Böse vertreiben sollen.
Es gibt unterschiedliche Auslegungen, wann genau die 12 Rauhnächte sind, wir beginnen hier mit dem 21. Dezember. Es gibt 4 besondere Rauhnächte:
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21./22. Dezember (die Wintersonnenwende, längste Nacht des Jahres, auch Thomasnacht genannt)
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24./25. Dezember (Heiliger Abend)
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31. Dezember/1. Januar (Silvester)
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5./6. Januar (Erscheinung des Herrn, Dreikönigstag)
Im Übrigen kommt es nicht von ungefähr, dass viele christliche Feste die uralten Ritualtage überdecken…
Wir alle kennen Frau Holle, doch wusstet ihr auch, dass sie bis zur Christianisierung im Volk als Frigg verehrt wurde? Sie ist es, die die silbernen Fäden des Schicksals spinnt.
In den Rauhnächten aber stand dieses Spinnrad still. Auch Frigg, Frau Holle, flog mit Odin oder Wotan und der wilden Jagd durch die Lüfte. Im Alpenraum hat sich diese wilde Jagd bis heute in den Perchtenläufen gehalten.
Es heißt, sie brausten über die Felder und stampften, um die Erde aus ihrem totenähnlichen Schlaf zu wecken. So hoch sie sprangen, so hoch sollte im nächsten Jahr die Ernte wachsen.
Ihr seht schon, in den Nächten zwischen den Jahren ist die Grenze zu den Geistern sehr schmal und man tat gut daran, im Haus zu bleiben, zur Ruhe zu kommen und einmal nicht zu arbeiten.
Die Rauhnächte dienten dazu, sich auf das kommende Jahr vorzubereiten. Sie sind eine Zeit der Reinigung, des Wandels, der Besinnung auf sich selbst und des Neubeginns. Doch sie sind auch Lostage. Das kommt von „Losen“ und bedeutet vorhersagen. Alles, was in dieser Zeit geschah, wurde gedeutet für das, was das neue Jahr bringen würde.
Die Bezeichnung „Rauhnacht“ kommt möglicherweise von dem Wort Rauch. In diesen Tagen war es üblich, Haus und Ställe von schlechten Energien zu reinigen und so wurden in Schalen Kräuter und Harze geräuchert und der Rauch in jeden Winkel getragen (wer sich schon einmal mit Feng Shui beschäftigt hat, findet hier sicherlich auch Parallelen).
Auch wir können heute die mystische Zeit zwischen den Jahren nutzen, um uns auf uns selbst zu besinnen, Rituale wiederaufleben zu lassen oder für uns zu entwickeln. Die Magie der Rauhnächte unterstützt uns dabei, loszulassen, mit Altem abzuschließen und offen für Neues zu werden aber auch Dankbarkeit für das, was man hat, zu empfinden.
Auf die Rauhnächte soll man sich vorbereiten. Dazu gehört:
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alle geliehenen Sachen zurückbringen
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Schulden begleichen und Rechnungen bezahlen
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alte Angelegenheiten klären
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aufräumen und putzen
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Räucherwerk besorgen
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Rückschau halten
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sich vielleicht bei lieben Menschen bedanken, die uns durch das Jahr begleitet haben
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das alte Jahr abschließen
Die Rauhnächte kann man wunderbar dazu nutzen, um sich selbst zu reflektierten, Rückschau zu halten auf das endende Jahr und um sich vorzubereiten auf all das, was noch kommen mag.
Die Zeit zwischen den Jahren kann so gleichsam zu einer Reise in die Vergangenheit, die Zukunft und die Gegenwart werden.
Fragen zum alten Jahr
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Was war schön in diesem Jahr?
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Was ist in diesem Jahr geschehen, für das ich danken kann?
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Welche Erlebnisse waren besonders einschneidend?
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Was habe ich erfahren und gelernt?
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Was waren die Geschenke in diesem Jahr?
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Wer war an meiner Seite und hat mich durch das Jahr begleitet?
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Was hat sich verändert?
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Was war das Motto dieses Jahres?
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Was habe ich zu Ende gebracht?
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Was habe ich besonders gut gemacht?
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Was steht noch offen?
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Was lasse ich zurück, was nehme ich mit?
Bräuche der alten Zeit
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Haus und Hof wurden mit Kerzen umstellt, damit die wilde Jagd keinen Zutritt erhielt
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Während der Rauhnächte sollten alle Räder stillstehen
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Es sollte keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden, andernfalls könnten sich die Geister in den Laken verfangen
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Es soll nicht gestritten und geflucht werden
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Hellsichtige können in diesen Nächten mit den Tieren sprechen
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Es ist eine Zeit des Lauschens – daher sollte man sich viel erzählen und vor allem auch gut zuhören
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Es soll viel und von Herzen gegeben werden, keine Bettler sollen abgewiesen werden
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Während der ersten halben Stunde des neuen Jahres, verschließt man die Haustür und läßt nur die Hintertür offen, damit das Glück durch diese hereinkommt.
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Am 06. Januar sollte alle Weihnachtsdeko verschwunden sein, nur so kann man Altlasten aus dem vergangenen Jahr los werden.
und noch einige mehr…
Überlegt doch einmal, wieweit wir diese Bräuche bereits auf unsere heutige Zeit übertragen haben oder aber auch für uns ganz persönlich übertragen können.
Rituale und Orakel der Rauhnächte
In der Zeit zwischen den Jahren ist das Alte vorbei aber das Neue noch nicht greifbar. Es ist die ideale Zeit für Orakel.
Wunschritual
Überlege dir 13 Wünsche aber achte gut auf die Formulierung. Wünsche dir nur Dinge für dich und versuche niemals, andere Menschen mit einzubeziehen. Dann schreibe diese Wünsche auf – jeden auf einen eigenen Zettel. Die gefalteten Zettel kannst du in einer schönen Dose oder Glas aufbewahren.
In jeder Rauhnacht verbrennst du nun einen Wunsch, ohne den Zettel vorher zu lesen und übergibst ihn damit den höheren Mächten. Der 13. Wunsch nun ist der, den du nach den Rauhnächten lesen darfst und den du dir im neuen Jahr selbst erfüllen sollst.
Kerzenmeditation
Stelle dir in jeder Rauhnacht eine schöne Kerze auf und versuche, dich mit der Flamme und deinem inneren Licht zu verbinden. Du kannst dich dabei fragen: Was bedeutet Licht für mich? Was Dunkelheit? Lass deine Gedanken und Gefühle einfach aufsteigen, nimm sie wahr aber halte sie nicht fest. Wenn du magst, kannst du dir danach Notizen machen. Und dich dann vielleicht bei deiner nächsten Lichtmeditation überraschen lassen.
Alle Räder stillstehen lassen
Dir wird alles zu viel an Hektik in der Vorweihnachtszeit? Versuche bewusst, mittendrin einfach einmal alles stillstehen zu lassen. Friere den Moment ein und beobachte dich selbst. Wie war es vor dem Innehalten und wie fühle ich mich jetzt? Baue Momente der Achtsamkeit auf.
Räuchern
Entdecke doch einmal das Räuchern für dich. Du kennst Weihrauch aus der Messe und magst ihn nicht? Das liegt vielleicht nur daran, dass es ganz unterschiedliche Arten und Qualitäten von Weihrauch gibt. Räuchern hilft uns, aus dem Alltag herauszutreten, uns auf uns selber zu konzentrieren und unsere Gedanken zu bündeln.
In den Rauhnächten kannst auch du deine Wohnung ausräuchern und schlechte Energien des vergangenen Jahres vertreiben. Dazu bieten sich Räucherschalen an. Sie werden mit Räucherkohle befüllt und wenn diese glüht, werden darauf Kräuter und Harze gelegt, die nun ihren Rauch abgeben. Während du mit dem rauchenden Gefäß durch die ganze Wohnung ziehst, lass die Fenster geschlossen. Versuche, dich ganz auf das Räuchern zu konzentrieren und sammle deine Energien. Versuche zu visualisieren, wie sich die schlechten Energien bündeln, um dich zu verlassen und den guten Platz zu machen. Vielleicht hast du das Gefühl, dass du an manchen Stellen länger stehenbleiben musst – dann höre auf dein Bauchgefühl. Sobald du fertig bist, wird ordentlich gelüftet und mit dem Rauch ziehen alle alten Energien hinaus.
Geeignete Kräuter und Harze sind u.a.
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Salbei – hat eine starke Reinigungskraft
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Kampfer – löscht alte Informationen im Haus
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Angelikawurzel – erhellt die Raumschwingung
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Weihrauch – bringt Segen, erhöht die Energie
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Wacholder – vertreibt negative Einflüsse
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Myrrhe – desinfiziert, klärt reinigt und gibt Ruhe
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Myrthe – sorgt für Klarheit, Reinheit und bringt Frieden
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Thymian – reinigt und stärkt die Energie
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Styrax – gibt Wärme und Geborgenheit, öffnet für die Liebe
Raum für dich
Vielfach ist es Brauch, in dieser Zeit ein etwas anderes Tagebuch zu führen. Dort werden Träume notiert, Gedanken, die man beim Innehalten hat, Wünsche, Gefühle und Erlebnisse während dieser stillen Zeit. Vielleicht möchtest du Orakel in dieser Zeit wiederaufleben lassen – schreib auch sie in dein Tagebuch.
Jede Rauhnacht steht für einen Monat des kommenden Jahres. So kann man in dem Büchlein nachschlagen, welche Dinge uns bewegt haben in der Rauhnacht für den jeweiligen Monat.
Es gibt keine Regeln, nutze diese stillen Tage und deren Zauber für dich, mache sie zu deinen persönlichen Tagen und gestalte sie so, wie es für dich am stimmigsten ist.
Wir Menschen brauchen Rituale – vielleicht nutzt du die Zeit, um für dich neue Rituale oder Routinen festzulegen. Das kann vieles sein: regelmäßig Tagebuch führen, vielleicht auch lieber Journaling, Meditationen regelmäßig in deinen Alltag einbauen, vielleicht gefällt dir die Idee des Räucherns, schaffe dir einen Raum für dich – eine kleine Ecke reicht – von wo aus du stets deinen inneren Raum betreten und deiner Intuition lauschen kannst. Es lohnt sich, sich um diese kleinen Auszeiten für die Seele zu kümmern.
Dieser Text ist nun so lang geworden und doch können wir natürlich alles nur anreißen. Vielleicht haben wir euch neugierig gemacht, dann gibt es wundervolle Bücher zum Thema.
Euch erscheint das zu abgehoben, zu viel Hokuspokus? Vielleicht lasst ihr euch einfach einmal darauf ein, Traumreisen, Meditationen, Achtsamkeitsübungen werden z.B. zur Behandlung von Depressionen und Burnout eingesetzt. Im Grunde geht es nur darum, zu entschleunigen und sich selbst wiederzufinden.
Für alle, die sich mehr Informationen wünschen, haben wir zudem hier noch eine kleine Auswahl an Videos zusammengestellt.
Wir wünschen euch Ausgeglichenheit und innere Ruhe!